Elisabeth von Samsonow:
URPFLANZEN ARIE
Goethe Dialogs
Goethe Institut Barcelona
kuratiert von Robert Punkenhofer

Elisabeth von Samsonow nimmt in ihrer performance Johann Wolfgang Goethes Idee der Urpflanze auf, aus der die Baupläne aller Pflanzen herzuleiten wären. Mit dieser hypothetischen Urpflanze als Inbegriff des Pflanzentums verhält es sich wie mit der Sprache, von der ebenfalls angenommen wird, sie habe sich vielleicht aus einer Ursprache entwickelt, die rudimentär und versprengt über die Sprachbeziehungen der lebenden und toten Sprachen zu erschließen ist. Elisabeth von Samsonow spielt auf ihrer besaiteten Skulptur URPFLANZE I aus ihrem SAMSONOW TRANSPLANT PARASONIC ORCHESTRA und rezitiert dazu die wichtigsten Phoneme und Morpheme des Deutschen so, dass man das Gefühl hat, die Sprache würde gerade zusammengebraut. Die enorme Exaltation des Vortrags unterstreicht, dass diese Sprachkerne sind wie nukleares Material und eigentlich platzen müssen vor Energie, die die diskursive Ausbreitung der Sprache in der Zeit in Diskursen und Reden, Schriften und Texten befeuert. Die performative Zelebration der Ursprache begleitet vom Urpflanzen-Sound weist auf eine gegenseitige Begründung von sprach- und objektgestützter Wahrnehmung hin, die vielleicht so etwas ist wie eine allgemeine Goethesche Forschungsperspektive. Das Ineinander von Rezitation und der Urpflanze entsteigendem Klang wirft ein Licht auf die grosse Nähe und Verwandtschaft zwischen den Lauteinheiten und –höhen der Musik und der menschlichen Sprache.

Performance 20‘
Skulptur URPFLANZE, Lindenholz bemalt, Cellosaiten, Bassmechaniken, H ca 150cm 2014

 

Urpflanzen Aria, performance Barcelona Goethe Dialogs 2014